frieze project



Can a magazine work like a smart phone? That seems to be one of the ideas behind Aldo Runfola's FRIEZE PROJECT (2010-13). Over the last few years, the artist took out full page adverts, which show illustrations of his embroidery works: far away and close-up. With these enlargements and reductions, Runfola effectively made the magazine page somehow akin to a touch screen, in particular, the screen's haptic functions: light hand gestures that make a photograph smaller or larger. Here, as we flip paper pages, from one issue to the next, our fingers move into and out of Runfola's image. Closer and further away.
Of course, most magazines have website doubles, which echo each other, either faintly or completely. Yet the two technologies – analogue print and digital mobility – couldn't be more distinct. The NSA cannot track you perusing paper, nor can a traditional book amass statistics about how quickly you and other readers around the world are turning the pages, as e-books now do. Runfola's monuments seem to question both analogue and digital ways of belonging, from the traditional collectivities of the nation-state (shared citizenship) to the new digital publics customized by a touch to the screen (followers, hits, shares, likes). Artworks – along with the embodied aesthetic experience of them – should form this bond, linking us to each other.
Runfola's medium – embroideries he had made in Morocco – reinforce a tactile collective bond between the artist, the fabricators, the magazine readers and the gallery visitors. The works are not only visually but also haptically shared, even when they are turned into images: from the embroiders, pulling threads, to the viewers, turning pages. While Kantian taste has long linked and divided us on matters of art and culture, perhaps touch could be a new and politicized form of distinction.
Dr. Jennifer Allen, lives in Berlin
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Kann eine Zeitschrift wie ein Smartphone funktionieren? Dies scheint eine der Ideen hinter Aldo Runfolas FRIEZE PROJECT (2010-13) zu sein. In den letzten Jahren schaltete der Kunstler ganzseitige Anzeigen mit Abbildungen seiner Stickarbeiten, aus großer Entfernung aufgenommen, aber eben auch Nahaufnahmen. Mit diesen Vergroßerungen und Verkleinerungen machte Runfola die Zeitschriftenseite einem Touchscreen sehr ahnlich, insbesondere den haptischen Funktionen des Bildschirms: leichte Handgesten, die ein Foto kleiner oder großer machen. Wenn wir von einer Ausgabe zur nachsten die Papierseiten umblattern, bewegen sich unsere Finger in Runfolas Bild hinein und aus ihm heraus. Das Bild kommt naher und entfernt sich wieder.
Naturlich haben die meisten Zeitschriften Webseiten-Doubles, die sich gegenseitig spiegeln, entweder schwach oder komplett. Aber die beiden Technologien – Analogdruck und digitale Mobilitat – konnten unterschiedlicher nicht sein. Die NSA kann unsere Papierlekture nicht verfolgen, und ein traditionelles Buch kann auch keine Statistiken daruber anlegen, wie schnell Sie und andere Leser die Seiten umblattern, wie dies bei E-Books der Fall ist. Runfolas Monumente scheinen sowohl analoge wie als auch digitale Arten der Zugehorigkeit zu hinterfragen, von den traditionellen Kollektivitaten des Nationalstaats (gemeinsame Staatsangehorigkeit) bis hin zu den neuen digitalen Offentlichkeiten, die durch eine Beruhrung des Bildschirms angepasst werden (Follower, Hits, Shares, Likes). Kunstwerke – zusammen mit ihrer verkorperten asthetischen Erfahrung – sollten diese Verknupfung bilden, die uns miteinander verbindet.
Runfolas Medium – Stickereien, die er in Marokko anfertigen lasst – verstarken eine taktile kollektive Verbindung zwischen dem Kunstler, den Herstellern, den Magazinlesern und den Galeriebesuchern. Die Arbeiten werden nicht nur visuell, sondern auch haptisch geteilt, selbst wenn sie zu Bildern gemacht werden: Von den Stickern, die an Faden ziehen, zu den Betrachtern, die die Seiten blattern. Wahrend der Kantsche Begriff des Geschmacks uns oft in Fragen von Kunst und Kultur miteinander verbunden und voneinander getrennt hat, konnte die Beruhrung vielleicht eine neue und politisierte Form der Unterscheidung sein.  
Dr. Jennifer Allen, lebt in Berlin             

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